Was war in Karlsruhe?

Das Klezmerorchester Karlsruhe (www.klezmertanz.de), dass regelmäßig zum Tanzen aufspielt, hat zwei Klezmermusiker eingeladen, um sich zwei Tage lang klezmerisch coachen zu lassen. Orchester muss man zu dieser Truppe auf jeden Fall sagen, auch wenn nie alle zum Auftritt da sind. Zum Workshopwochenende waren auf jedem Fall eine Menge da. Ich glaube so um die 20.
Markus Milian Müller und ich waren die eingeladenen Dozenten. Mit Markus wollte ich schon immer mal etwas machen, was über unser gemeinsames Engagement beim Quartett „Federmentsh“ hinausgeht. Und hier hatten wir die Gelegenheit.
Ein bischen aufgeregt war ich schon. Wie wird die Zusammenarbeit? Wird eine(r) immer alles anregen müssen? Lassen wir uns beide auf die spontanen Ideen den anderen ein? Ich habe ihn noch nie unterrichten gesehen. Werden wir eine gute Kommunikation haben?
Dass wir uns über wesentliche Klezmerdinge einig sind, haben wir ja schon bei der Vorbereitung gemerkt. Aber dass wir uns auch über wesentliche Aspekte des Lehrens einig sind, erfuhren wir letztendlich erst im Angesicht der Teilnehmer.

Die Teilnehmer waren ein verschworenener Haufen. Das ist eine lustige Erfahrung bei Workshops. Für gewöhnlich treffen sich die meisten bei so einem Workshop das erste Mal und am Anfang geht es nicht nur um die Musik, sondern auch um zwischenmenschliche Dinge. Fühlen sich die Teilnehmer wohl und können locker mit ihren Fähigkeiten und Nichtfähigkeiten umgehen? Oder fühlen sie sich eingegrenzt nicht zuletzt vom Gefühl, von allen Anwesenden beurteilt zu werden? Zumindest am Anfang sind alle vorsichtig.
Hier nun gab es dieses Erstgefühl nicht. Alle kannten sich. Und hatten Spaß. Ich hatte auch nicht das Gefühl, einzelne Leute zu unterrichten, sondern eine amorphe Masse von Musikern. Jedes Detail erzählte ich nicht 20 Einzelpersonen, sondern einem Orchester. Das ist, wie gesagt, eine lustige Erfahrung. Ich habe es sehr genossen.

Schön fand ich die rhythmisch helfenden Tanzeinlagen meines Kollegen. Was man bei fast jeder Trommelgruppe sehen kann, hilft auch Instrumentalensembles. Die gemeinsame Bewegung für den gemeinsamen Groove. Ganz besonders, wenn kein Dirigent da ist.
Schön fand ich auch, dass meinem Vortrag „Musiktheorie der Klezmermusik und was verwirrt mich da am Meisten“ großes Interesse entgegengebracht wurde. Sogar der Mensch, der im Vorfeld bat, blos nicht zu viel Theorie zu machen, war angetan. Zitat: „Ich hab da mal ’ne Frage, aber vermutlich werde ich die Antwort nicht verstehen.“

Mittags gab’s leider nur Brötchen mit Aufstrich für alle. Ich glaube, dass war auch der Grund, warum so viele so wenig gegessen haben. In der Vorbereitung klingt das bestimmt gut, aber wenn es dann soweit ist, ist das Gelüst auf Brötchen einfach nicht da…
Schade fand ich auch, dass wir einfach nicht alles geschafft haben, was wir vorhatten. Ich weiß, ich weiß, man vergisst beim Bedauern gern, dass man andererseits eine unglaubliche Menge geschafft hat. Aber naja, vielleicht kann man ja doch den 35-Stunden-Tag einführen…

Mein Kompliment an die karlsruher Klezmorim. Auf dass dieses große Interesse nie aufhören möge und mit vielen schönen Tanzabenden belohnt werde.

Gestreichelte Katzen: 4


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